Dreamcast

Die Geschichte des Dreamcast ist fast noch schlimmer als die des Saturn. Denn im Gegensatz zu diesem hat SEGA in Sachen Hardware hier einfach alles absolut richtig gemacht. Teilweise sogar zu gut, was der Konsole dann ironischerweise zum Verhängnis wurde. Neben bombastischer Grafik, die sogar in 480p ausgegeben werden konnte, kam nämlich jeder Dreamcast (außer der Hong Kong – Version) gleich mit einem eingebauten Modem. Hier war SEGA in Sachen Online-Gaming der Zeit ein eindeutig voraus. Bedauerlicherweise wollte man dieses Feature auch angemessen pushen und startete eine Werbekampagne, die Online-Spiele zwar in den Mittelpunkt stellte, insgesamt aber so kryptisch gehalten war, dass niemand so recht wusste worum es überhaupt ging. Anstatt also mit der Spiele-Grafik anzugeben, die allem in jenen Tagen meilenweit voraus war, merkten viele nicht mal, dass hier überhaupt eine Konsole beworben wurde. Und somit verspielte man den zeitlichen Vorteil, den man gegenüber der Playstation 2 hatte. Außerdem war seinerzeit das Internet längst nicht so verbreitet wie heute. Das mitgelieferte Modem in Europa schaffte gerade mal 33,6 kbit/s. Und auch die Flatrates waren damals gerade erst im kommen. SEGA ahnte zwar schon damals wohin der Trend gehen würde, aber es war einfach noch etwas zu früh – besonders um eine Werbekampagne allein hierrauf auszulegen.

Das Dreamcast hat ein äußerst kompaktes, ansprechendes Design und fühlt sich schwer und wertig an. Als Medium wird auf ein propriäteres Disc-Format gesetzt, die GD-ROM (steht für Giga Disc), die etwa 1.2 GB an Daten fassen kann. Der Kringel auf dem Gerät ist in Japan orange und in den USA rot. In Europa wurde die Farbe aus Lizenzgründen in blau geändert.

Wie auch schon beim Saturn hatte auch das Dreamcast im Gegensatz zur Playstation-Konkurrenz

 

 

Die Regional-Sperre

Viele absolut erstklassige Titel sind leider niemals in Europa erschienen, obwohl SEGA sich überraschend viel Mühe gegeben hat, den PAL-Markt mit Spielen zu versorgen. Wer nun ein US- oder Japan-Game auf seinem PAL-Dreamcast spielen möchte, der hat mehrere Möglichkeiten.

 

1. Eine Boot CD

Dies ist vermutlich die günstigste Variante. Boot-CD's findet ihr fast überall zum herunterladen und selber Brennen. Da die meisten dieser Discs aber leider auch das Abspielen von Kopien erlauben, hat man dasselbe Dilemma wie bei den Chips für die PS1. Dadurch ist der rechtliche Status dieser Boot-CD's relativ unklar. Ebay erlaubt den Verkauf vorsorglich nicht. Dennoch findet sich auf dem Marktplatz relativ oft das DC-X von Blaze, welches mit dem Erzwingen verschiedener Video-Modi, auch einige coole Extra-Features zu bieten hat. Der große Nachteil an einer Boot-Disc ist natürlich der lästige Disc-Wechsel.

 

2. Ein Modchip

Der sog. 4-Wire Modchip schaltet die Regionalabfrage aus und lässt euch Importe direkt starten. Allerdings ist fraglich, ob und zu welchen Preis diese heutzutage noch zu finden sind. Man liest auch immer wieder, daß der Chip zu einem „Überhitzen“ führen soll. Was davon zu halten ist, kann hier nicht beantwortet werden. Zumal uns kaum etwas zu diesen Chips bekannt ist und auch nicht, wie viel Strom sie ziehen.

 

3. Ein Regionfree-Bios

Der Einbau ist aufwändig, aber das Ergebnis überzeugt. Mit dem Regionfree-Bios hat man je nach Version nicht nur ein direktes Boten seiner Importe, sondern auch eine ziemlich coole Boot-Sequenz, die wirklich was her macht. Daneben besteht auch die Möglichkeit, Dreamshell (eine alternative Benutzeroberfläche) ins Bios zu patchen.

 

 

Der Kopierschutz

Hinlänglich herumgesprochen haben dürfte sich inzwischen, daß das Dreamcast Kopien ohne jede Modifikation abspielt. Offenbar war man damals bei SEGA der Meinung, die GD-Rom (Fassungsvermögen: ca. 1.2 GB) als Datenträger wäre Schutz genug. Und in gewisser Weise hatten sie damit auch Recht. GD-Brenner und entsprechende Rohlinge waren auf dem Markt niemals verfügbar. Allerdingsliest das Dreamcast auch normale CD's (aber keine DVD's). Zwar nutzen viele Games den möglichen Platz einer GD-Rom nicht wirklich aus und lassen sich 1:1 auf eine CD brennen. Die meisten jedoch, besonders natürlich die Top-Titel, überschreiten das Fassungsvermögen einer CD (auch einer 99 Minuten CD-Rom, die ohnehin schwer aufzutreiben sind) bei weitem und erfordern daher eine Verkleinerung der Datenmenge auf der Disc. Gerade viele Isos, die man im Netz findet, sind auf die Größe einer Standard 80 Minuten CD (700 MB) herunter gekürzt. Der Sound ist um das zu erreichen von Stereo auf Mono gemixt, Videosequenzen sind teilweise bis zur Unkenntlichkeit herunter gerechnet oder wurden gleich ganz entfernt. Solche "Rips" werden dem Original teilweise einfach nicht mehr gerecht. Wer sich heutzutage ein Dreamcast kauft, der wird als Fan oder Sammler mit einer solchen "Ghetto-Version" natürlich nicht viel anfangen können. Zumal das Abspielen dieser CD's auf Dauer der Laser schädigt, der hierfür einfach nicht ausgelegt ist. Das Dreamcast setzt nämlich auf einen „Trick“, um GD's abzuspielen. Verbaut ist eigentlich ein normaler CD-Laser. Die Controller-Einheit sorgt jedoch dafür, dass nur mit halber Geschwindigkeit gelesen wird. Da die Abstände zwischen den Pits und Lands im GD-Rom Teil der Disc jedoch doppelt so eng beieinander liegen, kann die Disc auch doppelt soviel Informationen speichern. Außerdem haben sich viele Entwickler Gedanken um die Positionierung der Dateien auf der Disc gemacht, um das Suchen und damit die Arbeit des Lasers zu minimieren.

Auch das Auslesen der Games ist mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden, da kein reguläres PC-Laufwerk GD-Roms lesen kann. Man suchte also einen Weg das Dreamcast mit dem PC zu verbinden und es gewissermaßen als externes GD-Rom zu nutzen. In den Anfangstagen wurden daher die Spieldaten mittels eines modifizierten NeoGeo-Pocket-Linkkabels übertragen. Die Nutzung des seriellen Anschlusses bot jedoch eine so geringe Bandbreite, dass das Auslesen einer GD-Rom zum Teil bis zu 24 Stunden dauerte. Obendrein war dieser Weg arg fehleranfällig und es konnte leicht zu defekten Dateien kommen. Später nutzte man der sog. Broadband-Adapter um die Daten über ein Web-Interface herunter zu laden. Das Erstellen eigener Backups ist heute unproblematisch und schnell (30 - 40 Min.) mittels eines SD-Card-Mod möglich. Zum Abspielen der Games ist diese Methode jedoch zu langsam und führt teilweise zum Ruckeln. Ein anderer Ansatz ist der HDD-Mod, der ebenfalls von Dreamshell unterstützt wird. Allerdings liegt die Kompatibilität hier nur bei etwa 50 %.