Das Horror-Genre hat auf dem Dreamcast durchaus einiges zu bieten. Verschiedene Portierungen, vor allem der Resident Evil - Reihe, sowie einige durchaus skurile Exklusiv-Produktionen sind für das System erhältlich. Doch lest selbst...
Code Veronica spielt 3 Monate nach den Ereignissen in Racoon City aus Resident Evil 2. Ihr spielt Claire Redfield, die sich immer noch auf der Suche nach ihrem Bruder Chris befindet und beim Versuch die ominöse Umbrella-Corporation zu unterwandern, gefangen genommen und auf eine einsame Insel verschleppt wird. Doch erneut geht etwas innerhalb diesr Einrichtung schief und ihr müsst um euer Überleben kämpfen... Dieser, zunächst exklusiv für das Dreamcast erschienenene, Teil der Serie bot zum ersten Mal eine vollständige 3D-Umgebung. Die Kameraperspektive ist allerdings noch nicht frei wählbar, was jedoch in Anbetracht der hervorragenden Grafik und Atmosphäre zu verschmerzen ist. Sehr Bedauerlich ist, dass die deutsche Version zwar nicht geschnitten wurde, jedoch nur in 50 Hz läuft und somit nicht den VGA-Modus unterstützt (dieser kann auch nicht mittels DC-X oder einer vergleichbaren Boot-Disc erzwungen werden). Man sollte daher wenn möglich unbedingt zur US-Version greifen, denn Code Veronica sieht auf einem VGA-Monitor auch heute noch fantastisch aus. Einziger Nachteil an dieser "Ur-Version" ist, dass sie noch nicht die erweiterten Video-Sequenzen der "Code Veronica X" - Version beeinhaltet (Ausnahme: die erweiterte japanische Dreamcast-Fassung mit dem Namenszusatz "Kanzen Ban"). Da es sich dabei immerhin um 9 Minuten Videomaterial handelt, welches die Story ausbaut, kann man im Zweifel zur GameCube-Portierung, bzw. HD-Neuauflage für XBox 360 / PS3 greifen. Die PS2-Version ist wegen des starken Kantenflimmerns nicht zu empfehlen.
Mit Resident Evil 2 wählte Capcom einen interessanten Ansatz. Die Stadt Racoon City wird vom T-Virus infiziert. Ihr spielt entweder Leon Kennedy, einen jungen Polizist, der gerarde an diesem Tag seinen neuen Job dort antreten möchte, oder Claire Redfield, die auf der Suche nach ihrem Bruder Chris ist, einem der S.T.A.R.S.-Mitglieder aus dem ersten Teil der Reihe. Der zweite Teil der Resident Evil - Reihe erschien für zahlreiche Systeme, darunter die erste Playstation, das N64, sowie GameCube und PC. Die Dreamcast-Version stellt grafisch und inhaltlich (auch gegenüber den beiden letztgenannten) die beste Wahl dar. Sowohl die Charakter-Modelle als auch die Hintergründe sind hochauflösender und detailreicher. Außerdem laufen die Videosequenzen bildschirmfüllend mit 60 FPS. Die PAL-Version ist minimal zensiert (einzig und allein die Sterbesequenz des Spielers wird ausgeblendet, wenn dieser getötet wird).
Der dritte Teil der Serie spielt zwischen den Ereignissen aus Teil 1 und 2 und beschreibt Jill Valentine's Flucht aus Racoon City. Besonders hieran ist der Mutant Nemesis, der euch immer wieder durch die Strassen der Stadt jagt. Auch beim dritten Teil stellt die Dreamcast-Version (diesmal gleichberechtigt neben der PC-Fassung) die beste Version dar. Die europäische und v.a. die deutsche Fassung sind jedoch mehr oder minder stark zensiert worden. In der US-Version wurde allein die Möglichkeit auf "Köpfe zu treten" entfernt und stellt daher die beste Wahl dar. Wem jedoch auch diese kleine Zensur noch zuviel ist, der muss zur japanischen Fassung oder zur US-GameCube-Version greifen. Letzterer fehlen dafür jedoch inhaltliche Erweiterungen wie zusätzliche Kostüme und der Mercenaries-Modus, die in der Dreamcast-Fassung enthalten sind.
Alone in the Dark IV - The New Nightmare
Die Alone in the Dark - Serie hat Tradition. Bereits 1992, ganze 4 Jahre bevor Resident Evil das Survival-Horror-Genre begründete, konnten PC-Spieler mit der Taschenlampe bewaffnet düstere Anwesen erkunden. Wie auch die Silent Hill - Serie setzte Alone in the Dark dabei seit jeher mehr auf eine düstere Gruselatmosphäre als auf stöhnende Zombies, um die Spieler zu schrecken. Und es funktioniert. Dazu trägt ganz besonders die fantastische Grafik mit ihren Licht- und Schatteneffekten bei, sowie die bedrängende, unbehagliche Musik, die einem bereits zu Beginn des Spiels begegnet. Ihr wählt zu Beginn einen von zwei Charakteren, die an unterschiedlichen Stellen des Spiels starten. Edwards Adventure ist dabei Action-lastiger, während Aline mit mehr Rätseln zu kämpfen hat. Allein hierdurch ist bereits ein großer Wiederspielwert gegeben. Eine große Rolle spielt zudem die Taschenlampe, mit welcher ihr eure Umgebung untersuchen könnt, wichtige Items findet und die auch Bestandteil mancher Puzzle ist. Alone in the Dark IV ist dennoch kein Spiel ohne Schwächen. So ist der Schwierigkeitsgrad, dank Munitionsknappheit, bisweilen frustrierend hoch. Und dennoch, die düstere Atmosphäre und clever eingefügte Schockeffekte sorgen für eine außerordentliche Gruselstimmung.
Carrier spielt in einer nahen Zukunft, in welcher sich die Kluft zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre unseres Planeten vergrößert hat. Der von Hungersnöten und Energiemangel geplagte Süden startet wiederholt Terroranschläge gegen den "reichen" Norden. Jack Ingles ist angehöriger einer Anti-Terror-Organisation namens NTA, deren Flaggschiff, die Heimdal, auf keine Funksprüche mehr reagiert, kurz nachdem es einen neu entdeckten Organismus von einer der südlichen Inseln zu Forschungszwecken aufgenommen hat. Jack und seine Kollegen sind Teil eines (zweiten) Rettungsteams, das die Vorgänge auf dem Schiff untersuchen soll. Und der Alptraum beginnt... Es fallen natürlich sofort die Parallelen zur bekannten Capcom-Serie auf, was jedoch nicht unbedingt schlechtes bedeuten muss. Getreu dem Motto: Besser gut geklaut, als schecht selbst gemacht, macht Carrier so ziemlich alles richtig und kann vor allem mit einer originellen Geschichte und eigenem Settig aufwarten. Auch wenn man die hölzernen Animationen und ein paar grafische Schwächen bemängeln mag, am Ende ist Carrier allein deswegen einen Blick wert, weil es bis heute exklusiv für das Dreamcast geblieben ist.
Blue Stinger gehörte zu den Start-Titeln für das Dreamcast und bot einen ersten Eindruck davon, wie die Adventure- und Survival-Horror Games der neuen Generation aussehen würden. Wie auch Illbleed, nimmt sich Blue Stinger selbst nicht so hundertprozentig ernst. Die Vorkommnisse auf Dinosaur Island, wo unser Hauptcharakter Elliot strandet, erinnern zwar an Games wie Resident Evil, trotzdem ist das Game im Kern mehr Action-Adventure als Horror und kann mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Vor allem die gelungene Grafik, die Musik und die Atmosphäre der einzelnen Areale schaffen es, eine ganz eigene Stimmung zu kreieren. Leider ist Blue Stinger mit einer Spieldauer von ca. 6 - 8 Stunden etwas kurz geraten. Auch die Probleme, welche die Kamera bisweilen bereitet, werden gern und oft kritisiert. Insgesamt jedoch bietet das Game kurzweilige Unterhaltung und ist zudem günstig zu haben.
Illbleed ist eines dieser Games, denen das Dreamcast seinen Ruf als Kultkonsole mit exotischer, skurieler Spielebibliothek zu verdanken hat. Es ist das zweite (und letzte) Game, nach Blue Stinger, das Climax für das Dreamcast entwickelte und ist bis heute Dreamcast-Exklusiv. Schon die Anfangssequenz schafft eine wunderbar übertriebene B-Movie-Stimmung. Michael Reynold's, ein ominöser Film-Regisseur, hat einen "Vergnügungspark" thematisch nach seinen Filmen errichtet. Ein Park, der sich ganz nebenbei durch sehr effektive Todesfallen auszeichnet. Die drei Freunde Kevin, Randy und Michel, wollen die Herausforderung antreten, den Park zu überleben. Denn als Gewinn winkt ein Preisgeld von bescheidenen 100 Mio Dollar. Ihre Freundin Eriko, die ihr im späteren Verlauf steuert, lehnt den Ausflug zunächst ab. Nachdem ihre Freunde jedoch nicht wieder auftauchen, beschließt sie den Park aufzusuchen und sie zu finden...
Nachdem ein Meteor ihr Flugzeug zum Absturz brachte, verschlägt es Heldin Laura in die eiskalte Schneelandschaft Kanadas, wo sie nach Wiedererlangung ihres Bewusstseins der mysteriösen Kimberly begegnet, die sie gerettet hat. Bereits wenige Augeblicke später geschieht etwas Unfassbares und Laura begreift, dass ihr Überlebenskampf gerade erst begonnen hat... D2 hat bis auf die Hauptdarstellerin nicht viel mit dem ersten Teil gemeinsam. Bestand dieser noch ausschließlich aus Videosequenzen, die eine 3D-Umgebung suggerieren sollten, so ist diesmal alles in Polygon-Grafik gehalten. Dies trifft auch auf die Cut-Scenes zu, welche die Story entfalten. Und hiervon gibt es so einige. Dadurch ist das Spiel weitaus weniger actionlastig als andere Genre-Kollegen. Ungeduldige Naturen, die ständig agieren wollen, werden von D2 eher enttäuscht sein. Zu oft unterbricht das Spiel euren Tatendrang mit Zwischensequenzen. Und die haben es zum Teil in sich. D2 ist vor allem bizarr und bezieht hieraus und aus der Story seinen Horror. Wer sich jedoch darauf einlassen kann und das Game insgesamt mehr als interaktiven Film im Stile eines Heavy Rain begreift, der wird mit D2 ein Adventure erleben, wie es sie nur wenige gibt. Da es zudem nie für ein anderes System erschienen ist, sollte jeder Dreamcast-Besitzer diesen Titel in seine Sammlung aufnehmen.
Der von Jurassic Park losgetretene Dino-Hype der 90er Jahre brachte Capcom dazu, die Raptoren auch auf die Videospieler loszulassen. Die Verwandschaft zur hauseigenen Resident Evil - Reihe ist natürlich unübersehbar. Dennoch schafft es Dino Crisis seine ganz eigene Atmosphäre zu entfalten. Ihr übernehmt die Rolle von Regina, einer Agentin, die zusammen mit ihren Team-Kollegen auf der Jagd nach dem Wissenschaftler Dr. Edward Kirk ist. Wie man sich bereits denken kann, verläuft die Mission nicht wie erwartet. Nach ihrer Ankunft auf der Insel Ibis Island und der dort befindlichen Forschungseinrichtung wird zunächst ein Team-Midglied vermisst und ihr entdeckt die ersten Leichen. Es dauert nicht lange bis Regina der Grund hierfür begegnet... Die nach dem dritten Teil für XBox leider nicht mehr fortgeführte Serie besitzt wie eingangs erwähnt ihren ganz eigenen Charme und Teil 1 markierte hierbei einen gelungenen Start. Die Grafik weiß zu überzeugen und wer bereits eines der älteren Residen Evil gespielt hat, wird sich auch schnell mit der Steuerung zurecht finden. Insgesamt bleibt Dino Crisis ein zu unrecht wenig beachteter Survival-Titel, der tatsächlich gut zu unterhalten vermag und zudem in der Dreamcast-Version auch technisch überzeugen kann.
7 Mansions (Nanatsu no Hikan: Senritsu no Bishou)
Nanatsu no Hikan, auch bekannt als 7 Mansions, ist ein Horror Action-Adventure im Resident Evil - Stil. Einzigartig dabei ist, dass ihr das Spiel zu zweit simultan im Split-Screen spielen könnt. Ihr wählt nämlich am Anfang einen von zwei Charakteren, Kei oder Reina, die auf einer Insel einen alten Bekannten, Ernest MacFerson, besuchen wollen. Wenn ihr allein spielt, übernimmt die CPU den zweiten Spieler. Dabei entscheidet eure Wahl auch über den Spielinhalt. Während Reinas Spiel eher Adventure-Elemente enthält, geht es bei Kei tendenziell Action-lastig zu. Ihr könnt frei zwischen drei Kamera-Perspektiven wählen: Ego-Ansicht, Kamera hinter dem Charakter (Bild 3) und eine cineastische Perspektive (Bild 1 und 2). Die Grafik ist gut, aber nicht überragend. Vor allem so manche Texturen wirken eher unscharf. Das ist wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass das Spiel darauf ausgelegt ist, für zwei Spieler gleichzeitig dargestellt werden zu können. Das Spiel ist leider nie außerhalb Japans erschienen und bietet "nur" englische Menüs, die restlichen Texte sind in Japanisch. Insgesamt fällt es jedoch nicht allzu schwer, das Spiel dennoch zu bestehen. Einen englischsprachigen Walkthrough gibt es hier. Leider wird der VGA-Modus in keinster Weise unterstützt.