Die 50/60-Hz-Problematik
Die Kurzfassung:
60 Hz ist besser. Wir wollen 60 Hz. Retro-Konsolen, die in Europa erschienen sind, geben aber nur 50 Hz aus. Dadurch hat man ein gequetschtes Bild (PAL-Balken oben und unten). Außerdem laufen die Spiele langsamer als im Original. Ausnahmen sind nur Spiele, deren Geschwindigket auf 50 Hz angepaßt wurde. Das ist aber die absolute Minderzahl.
Der Grund: Die Spiele wurden hauptsächlich in Japan oder den USA entwickelt. Und dort ist 60 Hz die Norm.
Die Lösung: Man braucht entweder ein Import-Gerät (aus USA/Japan) oder baut sein PAL-Gerät um, sofern das im Fall der jeweiligen Konsole möglich ist. Infos dazu findet ihr hier.
Macht das wirkich so einen Unterschied?
Ja, leider.
Im Detail:
Was ist das mit diesen 50 und 60 Hz was ich überall lese?
Es geht um die Bildwiederholrate. Wie man vielleicht weiß, braucht man eine gewisse Anzahl an aufeinanderfolgenden Bildern in der Sekunde, damit das menschliche Auge diese als flüssige Bewegung sieht und keine einzelnen Bilder mehr wahrnimmt. Das Kino setzt dabei seit jeher auf 24 Bilder in der Sekunde.
Mit Einführung des Fernsehens in den 50er Jahren wurden gewisse Standards festgelegt. In Europa entschied man sich für 25 Bilder/Sek. und eine Farbcodierung namens PAL. Da man zu dieser Zeit noch keine Vollbilder darstellen konnte – die Kathodenstrahler in der Röhre waren dafür zu langsam – mußte man auf das s.g. Halbbild-Verfahren ausweichen. Ohne hier zu technisch zu werden, es wird dabei jedes der 25 Vollbilder in 2 Halbbilder zerlegt, die dann hintereinander an die Röhre geschickt werden. Daraus ergeben sich dann die oben genannten 50 Hz.
In der USA setzte man hingegen auf 30 Bilder/Sek.* und ein etwas anderes Verfahren zur Farbcodierung, NTSC. Daraus ergeben sich für Länder, die NTSC verwenden (hierzu gehört auch Japan) 60 Hz. Und in diesen Ländern wurden so ziemlich alle Games des Retro-Zeitalters entwickelt.
Das Problem ist nun Folgendes: Die Spiele wurden zu dieser Zeit meist ohne jede Anpassung in Europa veröffentlicht.
* Mit Einführung des Farbfernsehens mußte man dann leider auf 29,97 Bilder/Sek. herunter gehen, weil sonst kein Platz für den Farbträger gewesen wäre.
Ein Beispiel:
Sagen wir, Mario benötigt exakt eine Sekunde um im Original (60 Hz) auf einen Block hinauf zu springen. Es werden für diese Animation also genau 30 Bilder dargestellt. Läuft das Spiel jedoch unverändert auf einem 50Hz-Gerät (Normalfall in Europa), dann werden in der ersten Sekunde nur die ersten 25 Bilder dargestellt und Mario hat seinen Sprung in einer Sekunde noch nicht vollendet. Die restlichen 5 Bilder folgen in der nächsten Sekunde, in der nicht nur die letzten 5 Bilder nachgeholt werden müssen, sondern ja auch wieder 5 fehlen, also dann insgesamt 10, usw. Dadurch verlangsamt sich das gesamte Spiel um etwa 17%. Das ist durchaus spürbar und in vielen Spielen ziemlich ärgerlich, weil sie sich dadurch beim Spielen "träge" anfühlen.
Darum bauen viele Retro-Fans ihre Konsole auf 60 Hz um, denn wenn man die alten Klassiker schon im Original spielt, dann bitte auch richtig. Beziehungsweise, man installiert einen Schalter (oder Schalter-losen Mod), der es erlaubt zwischen 50 und 60 Hz zu wechseln. Das ist ganz praktisch, denn einige Top-Titel wurden dann mit der Zeit doch angepasst bei uns veröffentlicht und laufen unter Umständen nicht richtig, wenn man sie versucht in 60 Hz abzuspielen.
Und was ist das mit den Balken?
PAL hat eine höhere Auflösung als NTSC. Ein Spiel, das nicht entsprechend angepasst wurde besteht im Original aus 480 Zeilen in der Höhe. PAL kann aber 576 Zeilen darstellen und der Fernseher tut das auch wenn er im 50-Hz-Modus ist, die fehlenden 94 Zeilen fügt er sich einfach oben und unter dem Bild ein, und das sind eben die schwarzen Balken. Das ist natürlich insofern blöd, weil das Bild dadurch gestaucht wird. Mario ist dadurch also noch kleiner und dicker.
Bekommt der TV nun aber ein 60 Hz-Signal, dann weiß er, dass er seine Darstellung umschalten muss. Grundsätzlich sind nämlich die meisten TV's dazu in der Lage ihre Darstellung anzupassen. Zumindest dann, wenn sie ein RGB-Bild bekommen. Denn dieses ist universell und muss nicht den Tuner des TV durchlaufen.